Wissenschaftliche Forschung an Business Schools: Nutzen oder Schaden?

Seit den 1960er Jahren nimmt wissenschaftliche Forschung eine wichtige Rolle ein an den meisten führenden Business Schools. Und doch wurden gerade in den letzten Jahren Kritikerstimmen laut, die besagten, dass Forschung reine Ablenkung sei, die lediglich

Freitag, 28 Januar, 2011

Seit den 1960er Jahren nimmt wissenschaftliche Forschung eine wichtige Rolle ein an den meisten führenden Business Schools. Und doch wurden gerade in den letzten Jahren Kritikerstimmen laut, die besagten, dass Forschung reine Ablenkung sei, die lediglich den Interessen der Fakultät diene und zu Lasten von Studierenden ginge.

Eine von Prof. Peter Golder (Tuck School of Business) und Co-Autor Debanjan Mitra (University of Florida) durchgeführte Studie widerlegt nun diese verbreitete These. Ihr Artikel „Does Academic Research Help or Hurt MBA Programmes?” (“Hilft oder schadet wissenschaftliche Forschung MBA-Programmen?”), abgefasst zur Zeit, in der Golder noch Professor an der New York University war, ist erschienen im Journal of Marketing. Untersucht wird darin die Beziehung zwischen Forschungsaktivitäten von Fakultätsmitgliedern und der Gesamtqualität von MBA-Programmen anhand von 57 amerikanischen Business Schools über einen Zeitraum von 18 Jahren.

Die Studie zeigt, dass wissenschaftliche Forschung sich sowohl kurz- als auch langfristig positiv auf die Wahrnehmung und Bewertung von Business Schools in der Wissenschaftswelt auswirkt. Der gleiche Effekt zeigt sich langfristig auch bei Personalchefs und Studienbewerbern sowie bei aktuell eingeschriebenen Studierenden hinsichtlich der Qualität ihrer Ausbildung. Bei einem kontinuierlichen Anstieg von jährlich drei wissenschaftlichen Veröffentlichungen steigt eine Business School um einen Rang in der Bewertung von Wissenschaftlern. Darüber hinaus verringert sich die Aufnahmequote von Studienbewerbern um ein Prozent. Was aber besonders interessant ist: Der Anstieg der Veröffentlichungen führt zu einer Erhöhung des Jahreseinkommens, das Absolventen bei ihrer ersten Stelle angeboten bekommen, um 750 Dollar.

„Ich bin froh, dass die Ergebnisse mit dem übereinstimmen, was ich selbst sowie die meisten Leute meines Umfelds bislang geglaubt haben, nämlich, dass wissenschaftliche Forschung eine wesentliche Rolle spielt. Dabei dient Forschung aber nicht nur dem Selbstzweck und auch nicht nur dem Wohle der Fakultät, sondern stellt eine wichtige, komplementäre Ergänzung zur Lehre dar“, bekräftigt Golder.

Während andere Wissenschaftler sich bei der Beschäftigung mit diesem Thema bis dato für die kurzfristigen Folgen interessiert hatten, war der Ansatz von Golder und Mitra eher auf Langfristigkeit ausgerichtet. So untersuchten sie, in welcher Weise die Forschungsarbeit von Fakultäten Einfluss nimmt auf die Qualität der Studenten (gemessen anhand von Testergebnissen, Notendurchschnitten und Gehältern) und der Fakultät (Lehre und Veröffentlichungen). Sie berücksichtigten dabei auch den Zusammenhang zwischen Forschungsarbeit von Schulen und ihrer Einstufung in Rankings.

„Was uns am meisten überraschte, war der enorm hohe Einfluss von Forschungsarbeit auf die subjektive Bewertung vonseiten der Personalchefs“, betont Golder. „Wir dachten uns schon, dass es diesen Einfluss gäbe, aber nicht, dass er so groß sein würde“, fügt er hinzu. Dies lässt sich relativ leicht erklären: Einige der Rankings pflegen selbst eine separate Kategorie für den Bereich Forschung. Die BusinessWeek hat ihre Kategorie „Intellectual capital“ und die Financial Times lässt ebenfalls Forschungsarbeit von Business Schools in ihre Bewertungen einfließen.

Ausgehend von den vorliegenden Ergebnissen empfehlen die Forscher, die Amtszeit der Dekane von Business Schools zu verlängern, damit auch diese sich den langfristigen Zielen der Schulen widmen. Darüber hinaus legen ihre Ergebnisse nahe, aktiv für Forschungsarbeit zu werben bei Studenten, Personalchefs und Journalisten.