Meinungsfreiheit und Debattenkultur an Hochschulen: Virtuelle Diskussionsveranstaltung von University of Chicago und HRK

Der Lage der freien Diskussionskultur und des offenen Diskurses an Hochschulen in den Vereinigten Staaten und in Deutschland widmete sich die Online-Diskussion „Freedom of Expression: Zur Debattenkultur an Universitäten“

Samstag, 1 August, 2020

Der Lage der freien Diskussionskultur und des offenen Diskurses an Hochschulen in den Vereinigten Staaten und in Deutschland widmete sich die Online-Diskussion „Freedom of Expression: Zur Debattenkultur an Universitäten“. Vor dem Hintergrund aktueller Kontroversen um die Freiheit der Rede an vielen Hochschulen und ihren politischen Auswirkungen diskutieren renommierte Rechtsexpertinnen und -experten und Hochschulwissenschaftlerinnen und -wissenschaftler: Gibt es Grenzen für die freie Meinungsäußerung? Wie können die Grundsätze der Meinungsfreiheit am besten geschützt werden?

Wie können akademische Einrichtungen die Freiheit der Meinungsäußerung und zugleich Werte wie Vielfalt und Inklusion erhalten? Sowohl für die University of Chicago als auch für die Hochschulrektorenkonferenz (HRK) sind diese Werte von zentraler Bedeutung.


Freie Meinungsäußerung als Kernelement der Wissenschaft

Die freie Meinungsäußerung als Basis und Kernelement der Wissenschaft ist zuletzt in den Blickpunkt gerückt, weil viele Universitäten in den USA und in Deutschland vor der Herausforderung standen, einen konsistenten Ansatz für deren Bewahrung zu entwickeln. Der rasche Umstieg auf digitale Lehre in der Corona-Krise hat die Bildungslandschaft jüngst abermals verändert. Damit einher gehen neue Herausforderungen, aber auch Möglichkeiten für die Debattenkultur der Hochschulen.

Ideen bewerten und hinterfragen

„Ideen zu bewerten, zu hinterfragen und zu vertreten, ist ein zentraler Baustein für die Bildungserfahrung an unserer Universität“, erklärt Ka Yee C. Lee, Provost der University of Chicago. „Die heutige Veranstaltung baut auf unserer institutionellen Verpflichtung auf, ein vielfältiges und integratives Umfeld zu fördern, in dem verschiedene Meinungen gehört werden. Das ist für eine vernünftige Diskussion von Ideen von entscheidender Bedeutung. Wir freuen uns darauf, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zusammenzubringen, um die Grenzen und Auswirkungen der freien Meinungsäußerung zu erforschen – nicht nur im Bildungsumfeld, sondern in der globalen Gesellschaft.“

Anknüpfen an Engagement der University of Chicago

Die Veranstaltung knüpft an das langjährige Engagement der University of Chicago für die Prinzipien der Freiheit der Meinungsäußerung und der Wissenschaft an. 2015 veröffentlichte die Universität die Chicago Principles, in denen ihr übergreifendes Engagement für freie, offene und ungehinderte Debatten und Beratungen zum Ausdruck kommt.

Hochschulen und die liberale Demokratie

„Genau wie die liberale Demokratie sind die Hochschulen auf die Freiheit des Denkens, Hinterfragens und Austauschens von Ideen angewiesen“, so HRK-Präsident Peter-André Alt. „Und genau wie die liberale Demokratie sind Universitäten und andere Hochschulen ins Visier derer geraten, die nicht an eine Vielfalt legitimer Sichtweisen glauben. Ich bin der festen Überzeugung, dass das Bekenntnis zur Meinungsfreiheit ein zentraler Bestandteil der Kultur unserer Hochschulen ist, der in einer Zeit großer Unsicherheit und politischer Umwälzungen geschützt werden muss.“

Diskussionsräume an deutschen Hochschulen

Als Zusammenschluss der deutschen Universitäten, Fachhochschulen sowie Kunst-, Musik- und anderen Hochschulen engagiert sich die HRK für den Schutz von Argumentations- und Diskussionsräumen an deutschen Hochschulen.


Zu den Teilnehmerinnen und Teilnehmern der virtuellen Diskussionsveranstaltung zum Thema Meinungsfreiheit gehörten:


• Prof. Ka Yee C. Lee, Provost der University of Chicago

• Prof. Dr. Susanne Baer, LL.M., Richterin des Ersten Senats am Bundesverfassungsgericht

• Prof. Daniel Diermeier, früherer Provost der University of Chicago und neuer Chancellor der Vanderbilt University

• Prof. Dr. Peter-André Alt, Präsident der Hochschulrektorenkonferenz

• Prof. Geoffrey R. Stone, Edward H. Levi Distinguished Service Professor an der University of Chicago Law School

• Prof. Dr. Katrin Kinzelbach, Professorin für Internationale Politik der Menschenrechte am Institut für Politische Wissenschaft der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg


Moderiert wurde das Panel von Dr. Jan-Martin Wiarda, freier Wissenschafts- und Bildungsjournalist.