Deutscher EDV-Gerichtstag: Auf dem Weg zur Justiz 2.0?

Samstag, 16 Oktober, 2010

Die zunehmende Nutzung von IT und Internet macht auch vor Gerichten und Anwaltskanzleien keinen Halt mehr. Eine Fülle von Akten wird parallel bearbeitet, ergänzt und oft auch mündlich besprochen.

Was aber ist rechtlich verbindlich, wenn die Akten digital verarbeitet werden? Kann eine elektronische Signatur die Unterschrift ersetzen? Hat ein eingescanntes Dokument den Anspruch auf Rechtssicherheit? Wie kann man umfangreiche Ermittlungsverfahren elektronisch erfassen, so dass jeder Beteiligte entsprechend seiner Berechtigung darauf zugreifen kann?

Antworten auf solche Fragen geben rund 600 Juristen und IT-Experten aus ganz Europa, die sich vom 15. bis 17. September in Saarbrücken auf dem Universitätscampus des 19. Deutschen EDV-Gerichtstags treffen.

Im Mittelpunkt der Tagung steht die Fragestellung „IT und Recht in der Netzgesellschaft. Auf dem Weg zur Justiz 2.0?“. Vor allem soll es um die elektronische Akte bei Gerichten, Staatsanwaltschaften und in der Anwaltschaft gehen. Sie erleichtert komplizierte Verwaltungsabläufe, aber sie bringt auch eine Reihe von rechtlichen oder technischen Herausforderungen mit sich. So können zum Beispiel umfangreiche Ermittlungsverfahren Probleme bereiten, bei denen gegen mehrere Tatverdächtige in verschiedenen Bundesländern ermittelt wird. Die Tagung wird analysieren, wie man solche Abläufe vereinfachen und digital unterstützen kann.

Verschiedene Workshops werden die Bereiche Datenschutz und Vorratsdatenspeicherung behandeln sowie die Sicherheit der Kommunikation und von sozialen Netzwerken. Weiterhin wird die Europäische EDV-Akademie des Rechts über Möglichkeiten des rechtssicheren Scannens informieren. Auch die Barrierefreiheit von IT-Anwendungen in der Justiz soll angesprochen werden. Das Gastland Österreich entsendet den Leitenden Staatsanwalt des Bundesministeriums für Justiz, der einen Überblick über österreichische Projekte zum Thema „Elektronische Justiz“ geben wird. Eine begleitende Firmenausstellung wird außerdem IT-Lösungen für die Justiz sowie spezielle Anwaltssoftware, allgemeine juristische Programme, elektronische Datenbanken und Sicherheitssoftware zeigen.

Seit 19 Jahren begleitet der EDV-Gerichtstag die EDV-Entwicklung sowie die Einführung des elektronischen Rechtsverkehrs. Der internationale Kongress gilt als einer der größten bundesweiten Juristen-Tagungen. Im Rahmen der Tagung wird auch der Dieter-Meurer-Förderpreis für hervorragende innovative Arbeit in der Rechtsinformatik verliehen. Er geht in diesem Jahr an die University of Colorado Law School in den USA.